Fußball und Fankultur in der DDR

§

© Digitale Lernwelten GmbH

Arrc

"In der DDR war der Fußball ein Stück Lebensfreude, ein Stück Freiheit." (Frank Lippmann, ehemaliger Spieler von Dynamo Dresden)

Fußball und Fankultur in der DDR

1

Fußball fasziniert – gestern wie heute! Ob du im Stadion deine Mannschaft anfeuerst, mit Freunden über die neuesten Ergebnisse diskutierst oder selbst auf dem Platz stehst: Fußball ist mehr als ein Spiel. Es ist Emotion, Gemeinschaft – und manchmal pure Leidenschaft. Doch wie war das eigentlich in der DDR? Fußball war auch dort der Volkssport Nummer eins, doch die Bedingungen waren völlig anders. Vereine hatten ungewöhnliche Namen, die Spieler lebten ein anderes Leben, und die Politik mischte kräftig mit. Trotzdem – oder gerade deswegen – entstand eine ganz eigene Fankultur. Voller Kreativität, Hingabe und manchmal sogar Widerstand. In diesem Modul reisen wir in die Welt des DDR-Fußballs: Welche Geschichten stecken hinter den großen Klubs? Wie lebten die Fans ihre Leidenschaft aus – trotz Einschränkungen? Und welche Brücken gibt es zwischen damals und heute?

2
Frank Schöbel:
§
"Ja, der Fußball ist rund wie die Welt" (Frank Schöbel, 1974)
3

Aufgabe

Fußballsongs

Fußball war in der DDR ein echter Publikumsmagnet, der die Massen begeisterte. Um die Leidenschaft der Fans zu unterstreichen, wurde 1974 der Song "Ja, der Fußball ist rund wie die Welt" von Frank Schöbel veröffentlicht. Schöbel, ein prominenter Sänger der DDR, war bekannt für seine Nähe zum Staat, was bei einigen Fußballfans auf Ablehnung stieß.

Hört euch das Lied oben an und überlegt dann gemeinsam: 

  • Welche aktuellen Fußballsongs kennt ihr? 
  • Wie findet ihr den Sound von damals im Vergleich zu heute? 
  • Diskutiert, wie Musik und Fußball damals und heute zusammenwirken und welche Rolle Künstler:innen dabei spielen.

1. Warum haben die Vereine so seltsame Namen?

4

Die bekannteren und erfolgreichen DDR-Vereine fallen durch besondere Namen auf: "Dynamo", "Energie", "Stahl", "Aktivist", "Lokomotive" oder "Chemie". Der DDR-Fußball klingt als würde in einer Fabrikhalle zwischen funkensprühenden Maschinen und Stromleitungen gespielt. Und noch etwas fällt auf: Zahlreiche Vereine heißen "BSG". 

Die DDR-Vereine waren eng mit großen staatlichen Unternehmen verbunden, den sogenannten volkseigenen Kombinaten. Diese unterstützten ihre Teams finanziell und sorgten für optimale Trainingsbedingungen. Ein Beispiel ist der FC Carl Zeiss Jena, der vom gleichnamigen Kombinat gefördert wurde. Der Direktor, Wolfgang Biermann, stellte sicher, dass die Spieler bevorzugt begehrte Konsumgüter, Häuser, Autos und Urlaubsplätze erhielten. Außerdem wurden Mittel aus den Sozialfonds des Hightech-Konzerns genutzt, um beispielsweise für 250.000 DDR-Mark eine Traglufthalle zu bauen, damit die Jenaer Spieler auch im Winter trainieren konnten.

Die Abkürzung "BSG" steht dabei für "Betriebssportgemeinschaft", ganz so als wären die Vereine Orte, wo sich die Arbeiter der zugeordneten Betriebe abends und am Wochenende zum gemeinschaftlichen Kicken träfen. Aber war das wirklich so?

5
§

Urheber: Christian Bier

https://de.wikipedia.org/wiki/BSG_Kali_Werra_Tiefenort#/media/Datei:BSG_Kali_Werra_Tiefenort_-_1977-1990.svg

PD

BSG Aktivist Kali Werra Tiefenort

§

Urheber: unbekannt

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Logo_Energie_Cottbus.svg

PD

BSG Energie Cottbus

§

Urheber: Christian Bier

https://de.wikipedia.org/wiki/1._FC_Frankfurt#/media/Datei:FC_Vorw%C3%A4rts_Frankfurt_Oder_(1971-1989).svg

PD

FC Vorwärts Frankfurt

§

Urheber: BSG Stahl Riesa e.V., Riesa

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bsg_stahl_riesa_logo.png

PD

BSG Stahl Riesa

§

Urheber: BSG Rotation Babelsberg

https://de.wikipedia.org/wiki/BSG_Rotation_Babelsberg#/media/Datei:BSG_Rotation_Babelsberg.gif

PD

BSG Rotation Babelsberg

§

Urheber: BFC Dynamo

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Berliner_FC_Dynamo.svg

PD

Berliner FC Dynamo

§

Urheber: BSG Chemie Buna Schkopau

https://de.wikipedia.org/wiki/SV_Merseburg_99#/media/Datei:ChemieBunaLogo.gif

PD

BSG Chemie Buna Schkopau

§

Urheber: FC Carl Zeiss Jena

https://de.wikipedia.org/wiki/FC_Carl_Zeiss_Jena#/media/Datei:Logo_FC_Carl_Zeiss_Jena.svg/2

PD

FC Carl Zeiss Jena

§

Urheber: BSG Chemie Böhlen

https://de.wikipedia.org/wiki/Chemie_B%C3%B6hlen#/media/Datei:BSG_Chemie_B%C3%B6hlen_1969-1989.svg

PD

BSG Chemie Böhlen

6

Aufgabe

Was machen die denn?

Zu welchem Bereich der DDR-Wirtschaft gehörte eigentlich der jeweilige Verein? Zieh den jeweiligen Verein in den Bereich, der dir zutreffen erscheint. Rate zuerst ruhig ein bisschen, du kannst dir danach die Lösung unten anschauen.

2. Fußballer in der DDR: Offiziell Amateure, inoffiziell Profis

7

In der DDR galten Fußballer offiziell als Amateure. Das lag daran, dass der Staat den Profisport ablehnte. Trotzdem trainierten die Spieler täglich und spielten auf hohem Niveau, ähnlich wie Profis im Westen. Um ihnen ein regelmäßiges Einkommen zu sichern, wurden sie offiziell in Berufen wie Polizisten, Soldaten oder Fabrikarbeitern angestellt, übten diese Tätigkeiten jedoch meist nicht aus. So konnten sie sich voll auf den Fußball konzentrieren.

Ein Beispiel ist Frank Terletzki, der für den BFC Dynamo spielte und offiziell als Volkspolizist geführt wurde, aber hauptsächlich Fußball spielte.

Ein weiteres Beispiel ist Ulf Kirsten, der seine Karriere bei Dynamo Dresden begann. Auch er hatte offiziell einen zivilen Beruf, er war gelernter Maschinenanlagenmonteur, konnte sich aber dank des Systems voll auf den Fußball konzentrieren.

Dynamo Dresden - FC Union Berlin 0:0
§

Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-1988-0513-031 / Häßler, Ulrich / CC-BY-SA 3.0

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-1988-0513-031,_Dynamo_Dresden_-_FC_Union_Berlin_0-0.jpg

Cc3BYSA

Ulf Kirsten (rechts) 1988 im Spiel Dynamo Dresden gegen Union Berlin

8

Aufgabe

Profi oder Amateur?

Profisportler:innen können von dem Gehalt, dass sie als Sportler:in verdienen leben, Amateure müssen in einem anderen Beruf 'nebenher' Geld verdienen. 

  • Erklärt den Unterschied zwischen Amateuren und Profisportler:innen anhand der Lebenssituation und der sportlichen Leistungen. 
  • Überlegt gemeinsam, warum es für die DDR-Führung wichtig war, zumindest so zu tun, als ob ihre besten Sportler:innen in Wirklichkeit Amateure wären.

3. Die offizielle Fußballstruktur der DDR

9
§

wikimedia.org/wikipedia/de/5/53/Deutscher_Fußballverband_der_DDR.svg

Cc3BYNCNDSA

Der 1958 gegründete Deutsche Fußball-Verband (DFV) war der Fußballverband der DDR. Als größte Erfolge des DFV gelten die Teilnahme der DDR-Nationalmannschaft an der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 mit dem 1:0-Sieg im Spiel gegen die DFB-Auswahl (dies war das einzige Spiel gegeneinander in der Geschichte beider deutscher Auswahlmannschaften), der Gewinn der olympischen Goldmedaille 1976 in Montréal sowie der Sieg des 1. FC Magdeburg im Europapokal der Pokalsieger 1974. 

Die Höchste Spielklasse im Bereich des DFV war die Oberliga. Als landesweiter Pokalwettbewerb wurde der FDGB-Pokal ausgespielt. Die ewige Tabelle der DDR-Oberliga führt der FC Carl Zeiss Jena an, noch vor dem DDR-Serienmeister BFC Dynamo.

10
§

Urheber: Rodhullandemu

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Liverpool_FC_crest_on_Walton_Breck_Road.jpg

Cc4BYSA

Im Viertelfinale des UEFA-Pokal 1975/76 trat Dynamo Dresden gegen den FC Liverpool an.

§

Urheber: Unbekannt

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:AS_Rom.svg

PDBYSA

13 Jahre später spielte Dynamo Dresden dann im Achtelfinale des UEFA-Pokals 1988/89 gegen den AS Rom.

§

Urheber: Danie

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ajax_Club_Shop_(6896422953).jpg

Cc2BYSA

Finale! in der Saison 1986/87 trafen Ajax Amsterdam Ajax und der 1. FC Lokomotive Leipzig im Finale des Europapokals der Pokalsieger aufeinander. Der Titel ging nach einem 1:0 für Ajax nicht in die DDR, sondern in die Niederlande.

§

Urheber: EL Loko

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:SK_Slavia_Praha_Club_Museum_Juve.jpg?uselang=de

Cc4BYSA

Die schon damals legendäre "Alte Dame" Juventus Turin spielte im Achtelfinale des UEFA-Pokals 1989/90 gegen den FC Karl-Marx-Stadt.

§

Urheber: Bento Mântua

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Emblema_Benfica_1930_(Sem_fundo).png

PD

Carl Zeiss Jena bezwang im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger 1980/81 Benfica Lissabon, um dann allerdings im Finals an Dinamo Tiflis zu scheitern.

11

4. Die Fan-Szene

12

Die Anhänger unterstützten ihre Mannschaften mit großer Hingabe, trotz begrenzter Ressourcen und oft einfacher Stadioninfrastruktur. Fahnen, Transparente und Gesänge waren auch hier Teil der Fankultur, wenn auch in kleinerem Maßstab. Besonders hervorzuheben ist die Kreativität und der Gemeinschaftssinn, der die Fans zusammenhielt. Ein Beispiel dafür ist die BSG Chemie Leipzig, deren Fans auch nach der Wende ihren Verein neu gründeten und weiterhin unterstützen.

§

Urheber: Chivista

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Supporters_of_BSG_Chemie_Leipzig_in_Frankfurt_am_Main.jpg

Cc4BYSA

Fans des BSG Chemie Leipzig am 6. September 2019 bei einem Benefizspiel gegen Eintracht Frankfurt. Ziel des Spiels war es, Geld für die Flutlichtanlage im Stadion des BSG einzunehmen. Das Spiel ist ein Beispiel für die kreativen Wege, die Fans und Verein nach der Wende gehen mussten, um den Verein finanziell am Leben zu erhalten.

13

Info

Die neue Fußballwoche (fuwo)

§ PD

Stellt euch vor, es ist Dienstag in der DDR, und alle Fußballfans sind total gespannt. Warum? Weil an diesem Tag die neueste Ausgabe der "neuen Fußballwoche", kurz "fuwo", erscheint!

Die "fuwo" war DIE Fußballzeitschrift in der DDR. Jeden Dienstag konntet ihr für nur 50 Pfennig alles über die Oberliga, die Liga und sogar die Bezirksligen lesen. Sie berichtete nicht nur über die Spiele, sondern auch über die Nationalmannschaft und den internationalen Fußball. Besonders cool: Sie bewertete die Spieler mit Noten von 0 bis 10 und kürte jedes Jahr den "Fußballer des Jahres".

Die Zeitschrift war so beliebt, dass sie sogar Sonderausgaben zur neuen Fußballsaison herausbrachte. Und obwohl sie 1993 eingestellt wurde, erinnern sich viele noch heute gerne an die "fuwo" als ihre wöchentliche Fußballbibel.

Die Geschichte der FUWO, der Fußballwoche
§
Die Geschichte der Zeitschrift "Die neue Fußballwoche"
14
Fußball und Fans  (DDR 1978) Dynamo Dresden
§
Fußball und Fans (DDR 1978) Dynamo Dresden: Ein Reporterteam des Fernsehens der DDR war unterwegs mit Fans von Dynamo Dresden zu einem Auswärtsspiel. Die Rabauken entpuppten sich dabei als mehr oder weniger "brave Bürger der DDR".
15

In der DDR war die Fußballfankultur besonders – aber auch voller Herausforderungen. Fanclubs gab es, doch sie wurden streng vom Staat überwacht. Eigenständige Fanaktivitäten galten als „negativ-dekadent“, weshalb die SED versuchte, sie zu kontrollieren oder sogar zu verbieten. Trotzdem ließen sich viele Fans nicht aufhalten: Sie nähten eigene Fankleidung, bastelten Transparente und organisierten Auswärtsfahrten – oft heimlich. Denn während westdeutsche Fans sich frei austauschen konnten, mussten Fans in der DDR mit Repressionen rechnen.

§

Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub Foto 029-027-039

PD

In der DDR gab es neben den sozialistisch geprägten und angepassten Jugendlichen auch immer junge Leute, die sich nicht an die gewünschten staatlichen Normen hielten. Fußball konnte für Jugendliche ein Fluchtpunkt aus einer überwachten Gesellschaft sein.

Fanclubs

16
§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_BV_Lpz+Abt_XX+271+Bd_3_1

PD

In den 1980er Jahren stieg die Anzahl sogenannter "Fan-Clubs". Diese Fanclubs, wie "Teutonia", "Die Raben", "Royal" und "Fanclub Schönefeld", wurden als Folge feindlicher Einflüsse aus dem "Westen" betrachtet.

§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_BV_Lpz+Abt_XX+271+Bd_3_2

PD

In den 1980er-Jahren entstanden in der DDR zahlreiche inoffizielle Fußball-Fanclubs, die sich oft an westlichen Vorbildern orientierten.

§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_BV_Lpz+Abt_XX+271+Bd_3_3

PD

Eine Übersicht - von der Stasi erfasst - von Fanclubs des 1. FC Lokomotive Leipzig (1984).

§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_BV_Lpz+Abt_XX+271+Bd_3_4

PD

In Leipzig gab es zahlreiche Fanclubs, die die beiden Fußballvereine 1. FC Lokomotive Leipzig und BSG Chemie Leipzig unterstützen. Hier eine Übersicht erfasster Fanclubs der BSG Chemie Leipzig (1984).

17

Aufgabe

Euer eigener Fanclub

Wählt euch einen der in der Galerie oben aufgeführten Fanclubs aus (vielleicht den, dessen Namen euch am besten gefällt) und gestaltet eine fiktive Fahne des Clubs. Versucht 'euren Club' dabei einen eigenen Charakter zu geben. Das könnt ihr z.B. über ein eigenes Symbol/Maskottchen, über die Farbauswahl oder die Schriftart tun. Ihr könnt das mit Stift und Papier machen, das (sehr einfache) Zeichentool unten nutzen oder ein etwas komplexeres Zeichentool hier.  

5. "Negativer Fußballanhang" und die Stasi

18
§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS+JHS+21466

PD

Auszug aus einem Stasi-Bericht: Aggressives Verhalten junger Fans stört die sportliche Atmosphäre und gefährdet die öffentliche Ordnung.

§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS+JHS+21466

PD

Stasi-Bericht: Auflistung von Verhaltensweisen wie Sachbeschädigung, Körperverletzung und Provokationen, die die öffentliche Ordnung bei Fußballspielen stören.

19
Fussball-Fans in der DDR, 1978
§
Beim Fußball gibt es keine Grenzen. Egal ob DDR oder Bundesrepublik Deutschland, jeder jubelt für sein Lieblingsteam. In diesem Archivmaterial aus dem Jahr 1978 werden Jugendliche aus der DDR zu den Mannschaften interviewt.
20

Aufgabe

Der Staat und die Fans

  1. Beschreibe die Sicht des DDR-Staats auf die Fußballfans, wie er in der Galerie und dem Video oben zum Ausdruck kommt. 
  2. Beurteile die Sicht der DDR auf die Fußballfans. Ist sie zu hart oder angemessen? Begründe deine Beurteilung und nimm dabei auch Bezug auf die heutige Situation zwischen Polizei und Fußballfans. 

6. Rivalitäten und Ärger in DDR-Stadien

21

Fußball war in der DDR für viele eine große Leidenschaft. Die Stadien waren laut, voller Emotionen – aber manchmal auch Orte von Streit und Ärger. Einige Fans suchten bewusst Auseinandersetzungen mit Anhängern anderer Teams.

In den 1980er Jahren gab es Gruppen, die sich „Hooligans“ nannten. Sie wollten nicht nur ihr Team unterstützen, sondern auch kämpfen. Manche zeigten sogar verbotene Symbole. Besonders beim Berliner FC Dynamo kam es immer wieder zu Ärger, etwa beim Pokalfinale 1988, als Fans und Polizei aneinandergerieten.

Die DDR-Regierung wollte solche Vorfälle nicht wahrhaben und nannte sie „rowdyhaftes Verhalten“. Doch für einige Jugendliche waren die Stadien Orte, an denen sie sich freier fühlten und ihren Frust loswerden konnten – leider manchmal mit Gewalt.

22
2011 | Reportage: Das geheime DDR-Kapitel - Fußball & Gewalt
§
Reportage des MDR zum Thema gewaltbereite Fußballfans in der DDR (2011).

Gewalt im Fußball – damals und heute

23

Schon in der DDR gab es Gewalt in und um Fußballstadien. Fans rivalisierender Teams gerieten aneinander und die Polizei griff oft hart durch. Fußball war ein Ventil für Emotionen – doch nicht immer blieben diese friedlich. Auch heute ist Gewalt im Fußball ein großes Thema.

Dabei geht es nicht nur um Schlägereien zwischen Fanlagern. Gewalt kann auch psychisch sein: Beleidigungen, Ausgrenzung oder Hassbotschaften im Stadion verletzen genauso wie ein Schlag. Besonders gefährlich ist rassistische Gewalt – wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion angegriffen werden.

Die Frage bleibt: Wie gehen wir miteinander um? Fußball lebt von Leidenschaft, aber es gibt Grenzen. Respekt und Fairness sollten nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen zählen. Wo fängt Gewalt für dich an?

24

Info

Die Faninitiative 1953international von Dynamo Dresden

Die antirassistische Faninitiative 1953international, die aus dem Fanumfeld von Dynamo Dresden entstanden ist, setzt sich aktiv gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit im Fußball ein. Mit verschiedenen Aktionen macht sie auf diese Themen aufmerksam und trägt dazu bei, positive Veränderungen in der Fankultur zu bewirken.
https://1953international.de/

Andreas Parnt

25

Aufgabe

1952international

  1. Schaut euch die Instagram-Seite von 1953international (oder alternativ ihre Homepage) an. Sucht euch zwei Posts aus und notiert eure Eindrücke von der jeweiligen Aktion.
  2. Diskutiert gemeinsam: Sind solche Faninitiativen ein sinnvoller Ansatz gegen Gewalt im Fußball?

7. Auf Reisen für den Fußball

26
§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_ZOS+3293_I

PD

Dieser Auszug aus einer Stasi-Akte dokumentiert Transparente, die DDR-Bürger bei Spielen westdeutscher Fußballmannschaften im sozialistischen Ausland zeigten.

§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_ZOS+3293_II

PD

Die Stasi dokumentierte akribisch Transparente von DDR-Bürgern bei Spielen westdeutscher Mannschaften im Ausland.

§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_ZOS+3293_III

PD

Solche Sympathiebekundungen wurden vom MfS streng überwacht und konnten für die Beteiligten Konsequenzen haben.

§

© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_ZOS+3293_IV

PD

Der Inhalt der Transparente wurde notiert und fotografiert.

Fallbeispiel: Freundschaftsspiel der DFB-Elf 1983 in Budapest

27
§

Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, BArch_MfS_ZOS+3293

PD

Deckblatt des Observierungsvorgangs: Das Ministerium für Staatssicherheit überwacht das Länderspiel.

Das Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft am 7. September 1983 in Budapest bot DDR-Fans eine seltene Gelegenheit, westdeutsche Stars live zu erleben. Viele nutzten die visafreie Reisemöglichkeit nach Ungarn, um dabei zu sein. Die Staatssicherheit beobachtete diese Aktivitäten genau und sammelte Informationen über die teilnehmenden Fans. Das PM 105-Formular, ein Dokument der Abteilung Pass- und Meldewesen des Ministeriums des Innern, regelte die visafreie Reise in sozialistische Länder und war Teil des bürokratischen Prozesses für DDR-Bürger.

28

Aufgabe

Eine Reise nach Budapest

  1. Spiele das Spiel "Eine Reise nach Budapest" unten mindestens einmal durch.
  2. Tauscht euch danach gemeinsam über eure Erfahrungen aus und diskutiert die Frage, wie sich die "Reise" von einer heutigen Fahrt zu einem Fußballspiel im Ausland unterscheidet.
§

© Digitale Lernwelten GmbH

Arrc

8. Ein DDR-Fußballskandal – kann Politik Spiele entscheiden?

29

Stellt euch vor, ihr spielt in einem Team, das immer gewinnen muss – nicht nur wegen eures Talents, sondern weil mächtige Leute im Hintergrund die Fäden ziehen. In der DDR war Fußball mehr als nur ein Spiel: Die SED und die Stasi mischten kräftig mit, um sicherzustellen, dass bestimmte Teams an der Spitze standen. Der Berliner FC Dynamo, unterstützt von der Stasi, gewann zwischen 1979 und 1988 zehnmal in Folge die Meisterschaft. Es wurde gemunkelt, dass Schiedsrichter beeinflusst und Spiele manipuliert wurden, um diesen Erfolg zu sichern. Fans und Spieler spürten den Druck der Politik auf und neben dem Platz.

30

Info

Der BFC Dynamo – ein besonderer Verein

Der Ostberliner BFC Dynamo war in der DDR-Fußballszene äußerst unbeliebt und erhielt den Spitznamen "Schiebemeister" – ein Hinweis auf manipulierte Meisterschaften. Diese Abneigung resultierte aus der engen Verbindung des Vereins zum Ministerium für Staatssicherheit (Stasi), insbesondere zu dessen Chef Erich Mielke. Mielke nutzte seinen Einfluss, um den BFC Dynamo zu bevorzugen, was sich in fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen und anderen Vorteilen äußerte. Zwischen 1979 und 1988 gewann der Verein zehnmal in Folge die DDR-Meisterschaft, was bei Fans anderer Mannschaften für Unmut sorgte. Diese empfanden die Erfolge des BFC Dynamo als Ergebnis von Manipulationen und Ungerechtigkeiten, was die tiefe Abneigung gegenüber dem Verein verstärkte.

Andreas Parnt

31
Archivperle vor Lok Leipzig gegen BFC Dynamo: Der Schand-Elfmeter von 1986 | Sport im Osten |  MDR
§
Der "Schand-Elfmeter" von 1986: Ein umstrittener Pfiff, der die DDR-Fußballwelt erschütterte.
32

Aufgabe

Schiebung oder Vorurteil?

  1. Informiere dich über den "Schandelfmeter von Leipzig" und fasse die Ereignisse unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse zusammen.
  2. Erkläre die Besonderheit des BFC Dynamo im DDR-Fußball.
  3. Diskutiert folgende Frage gemeinsam: Warum waren sich so viele Beobachter schnell einig, dass es sich beim "Schandelfmeter" um Betrug handelte?
  4. Fallen euch im heutigen Fußball Vereine wie der BFC Dynamo ein? Begründet die Ähnlichkeit. 

9. DDR-Fußball nach dem Mauerfall

33

Nach dem Fall der Berliner Mauer veränderte sich der Fußball in der DDR stark. Vorher kamen durchschnittlich etwa 12.000 Fans zu den Spielen, plötzlich waren es oft nur noch halb so viele. Gründe dafür gab es verschiedene, die Möglichkeit endlich Bundesligaspiele anzuschauen und ein Ausverkauf der guten Ostspieler an die viel finanzstärkeren westdeutschen Vereine dürften aber die wichtigsten gewesen sein.

34
Ehrlich, direkt und offen: Stahl Fan zum Zuschauerschwund in der Oberliga im Dezember 1989
§
Ehrlich, direkt und offen: BSG Stahl Brandenburg Fan zum Zuschauerschwund in der Oberliga im Dezember 1989.
35

Aufgabe

Erben des DDR-Fußballs? Ostdeutsche Fußballstars heute

Finde heraus, welcher der heutigen Spitzenfußballer aus ostdeutschen Fußballschulen kommt.