Wir machen das selbst!

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„Alle Bürgerinnen und Bürger haben das Recht auf freie Meinungsäußerung [...] (Gesetzblatt der DDR, Berlin, den 12. Februar 1990, Teil I, Nr. 7, S. 39) – Dann kann man ja wohl auch einfach mal einen eigenen Fernsehsender aufmachen, um seine Meinung zu äußern – Oder?

Wir machen das selbst!

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„Einfach mal selber machen.“ Dieser Gedanke kann am Anfang vieler schöner Dinge stehen – leckerer Pizza, einem Baumhaus im Garten oder deinem eigene YouTube-Kanal. Denken wir mal etwas größer: In deiner Stadt fehlt ein gemütliches Café, ein Jugendclub mit Probenraum oder eine Disko, in der deine Lieblingsmusik läuft? „Mach doch selber eine/einen auf!“ – „Das geht doch nicht – das ist doch verboten. Sowas müssen doch Leute machen, die sich damit auskennen. Da muss man doch tausend Formulare ausfüllen.“ Stimmt – so etwas Großes in einem Land wie Deutschland einfach mal selbst anzugehen ist kompliziert. Es gab aber mal eine Zeit, in der ganz viele Leute das trotzdem ausprobiert haben: In Ostdeutschland im „wunderbaren Jahr der Anarchie“ 1990. Was? Warum? Und geht sowas heute immer noch?

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Häh, was geht los? Im Jahr 1990 so einiges...
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Archiv BĂĽrgerbewegung Leipzig

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Info

fiktives Zeitzeugengespräch "Sommer vor dem Conne Island"

In Leipzig gibt es viele Orte, die von der DIY-Kultur geprägt sind, also von Menschen, die alte Gebäude in Treffpunkte verwandeln und ihre eigenen Ideen umsetzen. Ein Beispiel dafür ist das Conne Island, früher ein Jugendclub der FDJ, heute ein wichtiger Ort für Punk, Hardcore und politische Aktionen. Nach dem Mauerfall begannen viele junge Leute, solche Orte selbst zu gestalten, um mehr Freiheit zu erleben und ihre eigenen Räume zu schaffen. Diese Kultur des „Do It Yourself“ ist auch heute noch ein wichtiger Teil der Leipziger Szene.

In der Audio-Spur des fiktiven Gesprächs erzählt Hans Emma, wie sich die Leipziger Jugend nach dem Mauerfall die Freiheit nahm, alte Gebäude für ihre eigenen Treffpunkte zu nutzen. So entstand eine lebendige DIY-Kultur, bei der junge Leute Orte wie das Conne Island selbst gestalteten, um ihre Musik zu hören, zu tanzen und sich auszutauschen. Hans erklärt, dass dieser kreative Umgang mit Raum eine Antwort auf das Bedürfnis nach mehr Freiraum und Selbstbestimmung war, das viele junge Menschen damals in Leipzig verspürten.

Andreas Parnt

1. „Do It Yourself“ – was bedeutet das?

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Homemade pizza
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Urheber: jeffreyw

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Homemade_pizza_%281%29.jpg

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Ein Klassiker des „Do It Yourself“: Kochen und Backen – Statt der Teifkühlpizza oder dem Lieferservice einfach selber Teig anrühren, belegen und ab in den Ofen.

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Urheber: Michael Litwa

https://www.flickr.com/photos/123506095@N02/27195902911

Cc2BYNCSA

Die selbstgebaute Seifenkiste (hier beim Leipziger Fockeberg-Seifenkistenrennen) ist schon ein bisschen anspruchsvoller. Auch hier gilt, statt fertig kaufen einfach mal selber machen.

Aussicht vom Gasometer Oberhausen.  Schrebergärten
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Urheber: Ziko van Dijk

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2011-07-09_gasometer_14.JPG

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Gärtnern ist natürlich auch „Do It Yourself“. Die selbstgeerntete Tomate schmeckt dem Hobbygärtner:innen einfach besser als das Zeug aus dem Supermarkt.

Was going to be a medieval scene, built just for practicing trees and borders.
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Urheber: Mike65444

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Landscape_(6290635854).jpg?uselang=de

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Lego kann (muss aber nicht) auch echtes „Do It Yourself“-Spielzeug sein. Hauptsache man baut keinen vorgefertigten Plan nach sondern schaut, wie man die eigenen Ideen umsetzt.

YouTube logo since October 2024
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https://commons.wikimedia.org/wiki/File:YouTube_2024.svg

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YouTube ist unter anderem eine große „Do It Yourself“-Plattform. Mit einem eigenen Account kann hier jeder selbst erstellte Videos hochladen. Einige, wie Rezo, Bibi Heinicke, Paluten oder Awesomeelina weden damit bekannt und reich. Alle müssen allerdings mit den oft ziemlich brutalen Kommentaren des anonymen Webpublikums klar kommen (Stichwort: Hate Speech).

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Aufgabe

„Do It Yourself“

  1. Seht euch die Galerie oben an und sucht dann gemeinsam nach weiteren "Do it Yourself"-Formen, die euch einfallen. Sammelt eure Ideen und die Beispiele aus der Galerie ( z.B. in diesem Mindmaptool ).
  2. Oben habe ich etwas von Cafés, Diskos und Jugenklubs geschrieben. Passen solche Dinge für euch in die Kategorie "Do it Yourself"?. Begründet eure Antwort.

2. 1990 – "Das wunderbare Jahr der Anarchie"

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Das Jahr 1990 in der DDR wird oft als „das wunderbare Jahr der Anarchie“ bezeichnet. Plötzlich waren die strengen Regeln und Kontrollen des Staates verschwunden. Diese neue Freiheit bot Raum für Experimente und kreative Ideen. Leerstehende Gebäude und Fabriken wurden von jungen Menschen genutzt – für Musik, Partys oder politische Diskussionen. Es herrschte ein „Do It Yourself“-Geist. Diese einzigartige Phase hat nicht nur das Lebensgefühl vieler Menschen verändert, sondern auch die Kultur Deutschlands nachhaltig geprägt.

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Zwischen Mauern und Freiheit

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Ralf Born, geboren 1969, wuchs in der DDR auf und erlebte eine Jugend, die stark von sozialistischen Ritualen wie den Pionierorganisationen und politischen Schulungen geprägt war. Als begeisterter Fußballspieler nutzte er den Sport, um persönlichen Frust zu verarbeiten. Später wurde ihm die Enge des DDR-Systems bewusst, insbesondere die Einschränkungen für Künstlerinnen und Künstler, da kreative Freiheiten stark reglementiert waren. Trotz der staatlich vorgegebenen Ideologie blieb er kritisch und suchte eigene Wege, um sich mit alternativen Perspektiven auseinanderzusetzen. Heute ist Ralf Born als freischaffender Künstler tätig.

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Zwischen Aufbruch und Aufstand! Wiedervereinigung, Rebellion und die Suche nach Identität – mehr als nur „Hurra Deutschland“.
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Info

Was bedeutet Anarchie?

Anarchie bezeichnet eine Situation, in der keine Gesetze und Regeln gelten. So etwas ist in unserer staatlich geordneten Welt eigentlich nicht vorgesehen, denn Staaten basieren auf Gesetzen und Regeln, an die sich alle halten mĂĽssen und die von staatlichen Organen wie der Polizei durchgesetzt werden. Echte Anarchie gibt es in unserer Welt also nur in Ăśbergangs- oder Krisensituationen. Das Jahr 1990 war in der DDR eine solche Ăśbergangssituation.

Lukas Epperlein

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regulations
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Urheber: Marie Van den Broeck

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Die Gesellschaft der DDR war stark reguliert. Der Staat beanspruchte viel Mitspracherecht im Leben seiner Bürger. Große Teile des kulturellen und öffentlichen Lebens unterlagen Gesetzen und Verordnungen.

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Urheber: Thanks! M. Faisal

https://thenounproject.com/icon/pressure-6188033/

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Viele Menschen (vor allem jüngere) fühlten sich von diesem System eingeengt und gegängelt. Sie hatten das Gefühl, ihr Leben wegen der Übergriffigkeit des Staates nicht so leben zu können, wie sie es gerne würden.

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Urheber: Creative Mahira

https://thenounproject.com/icon/comfort-5980038/

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Ende 1989 verschwanden diese ganzen Regulierungen aber plötzlich. Der enge, übergriffige Staat war irgendwie nicht mehr da.

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Urheber: N.Style

https://thenounproject.com/icon/explosion-2746251/

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Dieses Gefühl des "plötzlich ist alles möglich" führte vor allem untere jüngeren DDR-Bürgern zu einer wahren Explosion an Aktivitäten.

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Aufgabe

Sowohl als auch

  1. In den Fragen oben taucht ein starkes "Sowohl als auch" auf. Wir haben uns bemüht, sowohl positive als auch negative Entwicklungen zu zeigen. Wie stehst du zu dieser Art, die Ereignisse der frühen 1990er-Jahre in Ostdeutschland zu betrachten? Findest du sie angemessen, oder bist du der Meinung, dass man diese Entwicklungen sehr wohl einseitiger (positiv oder negativ) beschreiben könnte. Begründe deine Antwort.
  2. Stellt euch zwei typische DDR-Bürger:innen im Jahr 1990 vor: Einen 42-jährigen Familienvater und Arbeiter in einem staatseigenen Betrieb und eine 16-jährige Schülerin an einer polytechnischen Oberschule. Wie könnten sich deren Sichtweisen auf die Ereignisse unterschieden haben? Wo hätten sie Gemeinsamkeiten?

3. "Dein Ding, Deine Regeln?" – DIY in Ostdeutschland 1990

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DIY, „Do It Yourself“, heißt: Mach es selbst – ohne Erlaubnis, ohne Hilfe, einfach loslegen! 1990 in Ostdeutschland war diese Haltung mehr als nur kreativ sein. Es war ein Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung in einer Zeit, in der plötzlich alles möglich schien.

Stell dir vor, du willst mit deinen Freunden Musik machen oder Kunst schaffen. Früher in der DDR ging das nur mit Genehmigungen und viel Bürokratie. Doch nach 1989 schnappte sich die Jugend einfach leerstehende Häuser und Fabriken. Sie bauten ihre eigenen Räume – ohne Geld, aber mit Ideen, Mut und Zusammenhalt.

DIY war nicht nur Spaß, sondern auch Protest. Es war ein Weg, die alten Strukturen hinter sich zu lassen und eine neue Freiheit zu spüren. Diese Mentalität zeigte, dass man Großes schaffen kann, wenn man selbst anpackt – ganz ohne Regeln oder Vorgaben.

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Haus besetzen Konzerte veranstalten Der eigene Fernsehsender
Leipziger Punks erzählen über ihr besetztes Haus...
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Heldenstadt Anders e.V.

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... und den von ihnen ausgerichteten Konzerten.
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Heldenstadt Anders e.V.

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Der Tontechniker des Leipziger 'Piratensenders' Kanal-X ĂĽber seine Motivation
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Archiv BĂĽrgerbewegung Leipzig e.V. / Kanal X

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Haus besetzen Konzerte veranstalten Der eigene Fernsehsender
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Info

Der Leipziger 'Piratensender' Kanal X

Der Leipziger Kanal X bestand aus unterschiedlichen Menschen mit kĂĽnstlerischen und journalistischen Interessen, einem gewissen technischem Know-How aber vor allem viel Lust und Engagement. Ihr Ziel war es, einen unkommerziellen Fernsehsender zu betreiben, der die Leipziger mit Informations- und Kultursendern aus ihrer Nachbarschaft, aber auch aus internationalen Quellen versorgen sollte.

Ăśber diesen Link findest du ein Audio-Feature des Deutschlandfunks zum Kanal X. einem Fernsehkanal, der 1990 von Leipziger BĂĽrgerInnen gegrĂĽndet wurde.

Norbert MeiĂźner, einer der MitbegrĂĽnder des Kanal X, im Zeitzeugeninterview
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Von einem Leipziger Dach aus sendete das Team von Kanal X seine erste Sendung am 17. März 1990, dem Vorabend der ersten freien Parlamentswahl in der DDR. Das war richtiges Fernsehen! Sicher, es konnte nicht überall in Leipzig empfangen werden und man musste schon ganz genau wissen, wie man seine Antenne einzustellen hatte, aber mit Kanal X lief selbstgemachtes Fernsehprogramm direkt auf Leipziger Fernsehern – 15 Jahre bevor YouTube gegründet wurde.

Über diesen Link findest du ein Audio-Feature des Deutschlandfunks zum Kanal X und über diesen Link findest du die Website von Kanal X, auf der man alle erhaltenen Sendungen und eine Menge interne Aufnahmen des Senders ansehen kann. Wir haben hier beispielhaft drei Videos aus der Kanal X-Produktion eingestellt. 

Interviews zur Umbenennung von Straßen und Plätzen
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ein politisches 'Musikvideo'
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ein internes Interview
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Aufgabe

Viel zu tun

  1. Bildet Gruppen. Wählt eine der obigen Videobeispiele aus (Haus besetzen, Konzerte veranstalten, Sender gründen). Sammelt gemeinsam alle Dinge und Tätigkeiten, die notwendig sind, um eine solche DIY-Aktion erfolgreich durchzuführen. Lasst euch dafür von den Videos inspirieren und brainstormt und recherchiert gemeinsam. 
  2. Stellt euch vor, ihr hättet euch von einem Freund/einer Freundin in eine Gruppe reinquatschen lassen, die genau eure Aktion durchführt – ihr wärt also Teil eines solchen großen DIY-Projektes. Beschreibt euch gegenseitig, welche Gefühle das in euch auslösen könnte (z.B. gespannt, euphorisch, neugierig, gestresst, verängstigt, überfordert, ...)

4. Fallbeispiel: Das Conne Island

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Info

Der Eiskeller: Eine spannende Geschichte bis heute

Wusstest du, dass der Eiskeller in Connewitz eine ganz andere Geschichte hatte, bevor er der Ort wurde, den wir heute kennen? Er war früher ein beliebtes Ausflugslokal, wo viele Leipziger*innen am Wochenende Erholung fanden. Das Gebiet war früher ländlich, und der Eiskeller hatte große Außenplätze, auf denen viele Menschen Platz fanden.

In den 1930er Jahren wurde der Eiskeller jedoch nicht mehr als Ausflugsort genutzt. Stattdessen wurde er 1938 ein Heim für die Hitlerjugend. Die Hitlerjugend brauchte dringend einen neuen Platz für ihre Treffen, da ihr altes Heim zu klein geworden war. Das Jugendamt der Stadt übernahm das Gebäude und baute es um, um genug Platz für die vielen Jugendlichen zu schaffen.

Der Umbau war kompliziert und dauerte lange. Es gab viele Probleme mit der Bausubstanz, und die Pläne wurden immer wieder verändert. Trotzdem konnte die Hitlerjugend 1941 endlich in den Eiskeller umziehen.

Aber der Eiskeller war kein beliebter Ort für die Jugendlichen in Leipzig. Während des Krieges waren viele HJ-Führer an der Front, was bedeutete, dass die Gruppen oft nicht genug Anführer hatten. Auch fehlte es oft an Heizmaterial, was die Nutzung im Winter schwierig machte.

Als der Krieg 1945 zu Ende ging, wurde der Eiskeller geschlossen. Die Amerikaner marschierten in Leipzig ein, und das Gebäude fiel schnell wieder in den Besitz der Stadt.

Nach dem Krieg wurde der Eiskeller zu einem Jugendclubhaus und später nach Erich Zeigner, einem ehemaligen Bürgermeister, benannt. Dort fanden viele Veranstaltungen, Konzerte und Feiern statt. So wurde aus einem Ort mit einer dunklen Geschichte ein beliebter Treffpunkt für junge Leute in Leipzig.

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Ralf Born über "Krawall(e) im Rathaus" (4. März 1991)
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Leipziger Volkszeitung (LVZ) Anfang März 1991 / Archiv Ray Schneider

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Am 4. März 1991 sorgten rund 100 Jugendliche mit Trommeln, Konfetti und lauten Slogans wie „Kommt nicht ein Teil der Kultur in unsere Hand, dann setzen wir die Stadt in Brand!“ für Aufsehen im Leipziger Rathaus. Die Aktion, organisiert von der Initiative REAKTION, richtete sich gegen den geplanten Verkauf des Eiskellers, einer wichtigen Veranstaltungsstätte für alternative Kultur. Der Protest erzielte einen Durchbruch: Die Jugendlichen durften den Eiskeller weiterhin nutzen, was schließlich zur Entstehung des heutigen Conne Island führte. Ein Zeichen dafür, dass Kultur von unten sich durchsetzen kann – laut, unbequem und erfolgreich.

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Aufgabe

Zeitstrahl Conne Island

Ordne die Vergangenheit des Conne Islands richtig zu. Nutze dafür die Informationen aus den Texten oben.

Was passiert heute im Conne Island?

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Heute ist das Conne Island ein lebendiger Ort für Kultur und Gemeinschaft. Es ist ein beliebtes Jugendzentrum und ein Veranstaltungsort, der sich auf alternative und unabhängige Kultur konzentriert. Hier finden regelmäßig Konzerte, Partys und kulturelle Veranstaltungen statt, die oft von lokalen Bands und Künstler:innen gestaltet werden.

Das Conne Island setzt sich auch für soziale und politische Themen ein und ist ein Raum für Menschen, die sich für Gleichheit und Vielfalt engagieren. Das Zentrum ist bekannt für seine offene und einladende Atmosphäre, die es Jugendlichen und jungen Erwachsenen ermöglicht, sich auszutauschen, kreativ zu sein und aktiv zu werden.

Die Kombination aus kulturellem Angebot und sozialem Engagement macht das Conne Island zu einem wichtigen Treffpunkt in Leipzig, wo Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammenkommen können, um ihre Interessen zu teilen und die Gemeinschaft zu stärken.

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Aufgabe

Das Conne Island heute

  1. Gehe über diesen Link auf die Website des Conne Island. Such dir drei Veranstaltungen in den nächsten Monaten aus. Recherchiere kurz zu diesen Veranstaltungen (Vortrag, Lesung, welches Thema?, Konzert, welche Musik?).
  2. "Was ist dieses Conne Island eigentlich für ein Laden?" Beantworte einem Freund/einer Freundin in einem kurzen Text (5-10 Sätze) diese Frage. Gehe dabei auch auf die Geschichte des Conne Island ein. 

Die Distillery – Freiheit, Beats und Clubkultur

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Wenn du dich für den Rest des Kapitels nochmal in Stimmung bringen willst – Hau rein!
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Techno kam in den frühen 1980er-Jahren aus Detroit rüber nach Europa und schlug Mitte des Jahrzehnts in Deutschland auf – zuerst in kleinen, versteckten Underground-Clubs, wo die echten Vibes brodelten. Dann kam der 1. Juli 1989: Die erste Loveparade in Berlin! Sie katapultierte Techno ins Rampenlicht und machte ihn mainstreamfähig. Aber keine Sorge – der echte Underground blieb lebendig, mit Beats und Energie, die fernab von jeder 08/15-Großraumdisko weiter glühten. Ein Symbol für Freiheit, Gemeinschaft und den puren Sound einer neuen Generation!

In Ostdeutschland traf diese Bewegung auf eine einzigartige Aufbruchstimmung. Nach dem Fall der Mauer war alles möglich, und die neu gewonnene Freiheit inspirierte junge Menschen, ihre eigene Szene aufzubauen. Genau in dieser Atmosphäre entstand in Leipzig die Distillery – ein Ort, der mehr war als nur ein Club. Hier wurden nicht nur Plattenteller gedreht, sondern auch Ideen geboren und ein völlig neuer Lebensstil gefeiert.

Die Distillery wurde zum Symbol für den „Do It Yourself“-Spirit der 1990er-Jahre: improvisiert, kreativ und voller Energie. Ohne große Budgets, dafür mit Leidenschaft und Zusammenhalt, schufen die Jugendlichen einen Ort, an dem sie die Freiheit der neuen Zeit fühlen und leben konnten – begleitet von den wummernden Bässen, die auch heute noch für Gänsehaut sorgen.

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Müllchaos in Connewitz, Anfang der 1990er-Jahre: Autowracks, Elektroschrott und Möbel auf einer Brachfläche in der Biedermannstraße – so sah’s nach der "Wende" aus. Im Hintergrund: Die Kronenbrauerei, später das erste "Tille"-Zuhause.

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Ein Club in Trümmern: Ohne behördliche Genehmigung wurde die Distillery 1992 in der alten Kronen-Brauerei eröffnet. Die einstige Brauerei war zu dieser Zeit ein verlassenes Gelände – ein Paradies für die DIY-Clubkultur, aber nicht für die Behörden.

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Schließung ohne Konzession: Die erste Distillery-Location musste 1995 dichtmachen – dagegen wurde lautstark protestiert, sogar mit Partys vor dem Rathaus.

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Die Distillery, gegründet im September 1992 auf dem Gelände der ehemaligen Kronen-Brauerei in Leipzig-Connewitz, entwickelte sich rasch zu einem bedeutenden Zentrum für elektronische Musik in Deutschland. Der Name leitet sich von der englischen Bezeichnung für Destillerie ab, obwohl in der Brauerei nie Hochprozentiges gebrannt wurde.

Aufgrund fehlender Konzessionen musste die ursprüngliche Location geschlossen werden, was zu Protestaktionen von Veranstaltern und Gästen führte, unter anderem mit Partys vor dem Leipziger Rathaus. Im September 1995 zog der Club in die Kurt-Eisner-Straße 108a in der Südvorstadt um, wo er bis Mai 2023 residierte.

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Nach ĂĽber 30 Jahren musste die Distillery ihren Standort in der SĂĽdvorstadt aufgeben. Am Pfingstwochenende 2023 fand "The Last Dance" statt, ein Abschiedsevent, das das Ende einer Ă„ra markierte.

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Distillery – der Film (Trailer) Wo alles anfing
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Trailer zum Film "Willkommen zu Hause - Distillery. 20 Jahre Clubgeschichte"
Willkommen am Ursprung der Distillery! Im September 1992 wurde Leipzigs erster Techno-Club auf diesem Abrissgelände in Connewitz eröffnet – mitten auf dem Gelände der alten Kronen-Brauerei - DIY pur, wie hier bei Kanal X zu sehen!
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Urheber: Archiv BĂĽrgerbewegung Leipzig / Kanal X 001_160 (bearbeitet)

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Distillery – der Film (Trailer) Wo alles anfing

Aufgabe: Zeitstrahl Distillery

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Aufgabe

Geschichte der Distillery

Ordne die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Distillery chronologisch

Was passiert heute mit der Distillery?

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Nach dem Abschied vom Standort in der Kurt-Eisner-Straße 2023 richtet sich der Blick der Distillery nach vorne: Das Team plant mit viel Leidenschaft und Energie einen neuen Ort in Leipzig, der an die lange Tradition des Clubs anknüpfen soll. Ziel ist es, erneut einen Raum zu schaffen, der nicht nur für erstklassige elektronische Musik steht, sondern auch für Kreativität, Begegnung und kulturellen Austausch. Wo genau dieser neue Abschnitt beginnt, bleibt spannend – aber eines ist sicher: Die Distillery wird Leipzigs Clubkultur auch in Zukunft prägen.

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Aufgabe

Die Distillery heute

  1. Besuche die offizielle Website der Distillery oder ihre Social-Media-Kanäle (https://www.instagram.com/distillery_leipzig/) und informiere dich über:
    1. Den aktuellen Stand der Planungen fĂĽr den neuen Standort (https://www.fazemag.de/quo-vadis-distillery-steffen-kache-ueber-den-emotionalen-abschied-und-das-neue-club-projekt/).
    2. Eventuelle Aktionen, Projekte oder Initiativen, die während der Übergangszeit stattfinden.
    3. ZukĂĽnftige Veranstaltungen oder Kooperationen, die das Team bereits angekĂĽndigt hat.
  2. Schreibe einen kurzen Text (5-10 Sätze) für einen Freund oder eine Freundin, in dem du erklärst:
    1. Was die Distillery ist und warum sie fĂĽr Leipzig und die elektronische Musikszene so wichtig ist.
    2. Welche Rolle die Distillery in der Vergangenheit gespielt hat.
    3. Was das Team aktuell plant und wie die Zukunft des Clubs aussehen könnte.

Tipp: Versuche, sowohl die historische Bedeutung als auch die aktuellen Entwicklungen so darzustellen, dass dein Text neugierig macht und Lust auf weitere Informationen weckt.