Die offizielle Jugendkultur der DDR

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Warum tragen alle hier das gleiche Hemd?

Die offizielle Jugendkultur der DDR

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Wenn Erwachsene etwas für Jugendliche tun wollen, wird es oft ziemlich peinlich. Das liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass Erwachsene nicht gut darin sind, Jugendliche zu verstehen. Und auch daran, dass sich Jugendliche, mit dem, was sie tun und gut finden, oft von Erwachsenen abgrenzen wollen. Die DDR war nun aber ein Staat, dem die Jugendlichen sehr wichtig waren. Und er hatte den Anspruch, seinen Jugendlichen das zu bieten, was sie brauchten und sie dabei zu guten sozialistischen Erwachsenen zu erziehen. Das führte dazu, dass sich in der DDR eine Menge erwachsene Politiker:innen Gedanken über Einrichtungen, Gruppen und Veranstaltungen "für die jungen Leute" machten. Kann so etwas gut gehen?

1. Warum ist die Jugend so wichtig?

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Torgau am 1. Mai 1980, dem "Kampftag der Arbeiterklasse": Ziel der FDJ ist es, die Jugend kommunistisch zu erziehen.

Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) zeigte sich nach außen gern als führend in verschiedenen Bereichen. Sie sah sich als "Friedensland", "Sportnation", "Leseland", "Wissenschaftsrepublik" oder "Kulturnation". Diese Selbstbezeichnungen sind heute sehr umstritten. Die Jugend spielte in der DDR eine entscheidende Rolle, denn sie war die Zukunft - sie sollte den Sozialismus aufbauen und stärken. Kein Wunder also, dass die DDR sich auch als "Staat der Jugend" sah. Insofern engagierte sich die DDR stark für Jugendliche, diese hatten aber bitte im vorgegebenen Rahmen zu bleiben und Erziehung, Bildung und Freizeit für junge Menschen waren weitgehend staatlich ausgerichtet.

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"Friedensland" – Internationale Sport-Friedensstafette in Torgau vom 15. bis 22. Juli 1989

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"Die DDR - ein Staat des Friedens": Ballettaufführung im Leipziger Clara-Zetkin-Park Mitte der 1980er Jahre

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Konzert im Gewandhaus zu Leipzig anlässlich des Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbes, 24. Juni bis 8. Juli 1988

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Der Liedermacher Gerhard Schöne singt 1986 in einem Hörsaal der Leipziger Karl-Marx-Universität, umringt von Kindern.

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Rollschuh-Läuferin vor der Moritzbastei in Leipzig während des Turn- und Sportfestes der DDR im Sommer 1987

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Auf dem Leipziger Hauptbahnhof während der Herbstmesse, Mitte der 1980er Jahre

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Bücherstand in der Leipziger Innenstadt, 1985

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Aufgabe

Jugend und Staat

Engagiert sich die Bundesrepublik Deutschland, also der Staat, in dem du heute lebst, für ihre Jugend? Gib dazu eine grobe Einschätzung - "sehr stark", "eher wenig", "gar nicht" ... - und begründe diese.

2. Die "Freie Deutsche Jugend"

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1.Mai-Demonstration in Torgau 1980: FDJler:innen sehen sich als Unterstützer "der Partei". Damit ist die SED gemeint, die in der DDR das Sagen hatte.

Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war die einzige staatlich anerkannte und geförderte Organisation für Jugendliche in der DDR. Sie war aber nicht nur eine Jugend-, sondern auch eine echte Massenorganisation. In den 1980er Jahren waren ca. 75% der DDR-Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren Mitglied der FDJ. Niemand, keine Partei, keine Organisation, keine Verein, hat im heutigen Deutschland eine solche Reichweite. Also, was war das eigentlich für eine Organisation?

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Das Lied "Vorwärts, Freie Deutsche Jugend"

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© Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv

Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv

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"Vorwärts, Freie Deutsche Jugend"

"Vorwärts, Freie Deutsche Jugend"

1. Strophe:

Lobt das Lernen, mehrt das Wissen,
preist des Volkes Schöpferkraft! 
Unsre Zeit greift nach den Sternen!
Ehr´ und Ruhm der Wissenschaft.

Refrain: 

Vorwärts, Freie Deutsche Jugend!
Der Partei unser Vertrauen!
An der Seite der Genossen
wolln wir heut das Morgen bauen!

2. Strophe:

Lernt im Geiste Thälmanns kämpfen
für die junge Republik!
Unsre Zeit braucht Herz und Hände,
und der Frieden braucht den Sieg.

Refrain:

Vorwärts, ...

3. Strophe:

Seid bereit und kampfentschlossen,
wenn Gefahren uns bedrohn!
Unsre Zeit will Glück und Frieden,
Freundschaft zur Sowjetunion!

Refrain:

Vorwärts, ...

Aus: Leben - Singen - Kämpfen. Liederbuch der Freien Deutschen Jugend, hrsg. vom Zentralrat der Freien Deutschen Jugend, Leipzig 1981, S. 17

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Aufgabe

Vorwärts, Freie Deutsche Jugend!

  1. Hör dir das Lied "Vorwärts, Freie Deutsche Jugend!" oben an. Beschreibe danach den Eindruck, den das Lied auf dich macht. Beziehe dich dabei auf die Musik, den Rhythmus und die Art des Gesangs.
  2. Lies dir nun den Text des Liedes im Kasten oben durch und markiere alle Textstellen, die sich mit den Zielen und Aufgaben der FDJ befassen.
  3. Fasse kurz zusammen: Welche Informationen über die Freie Deutsche Jugend liefert das Lied? 
  4. Wirkt die FDJ so, wie sie sich im Lied präsentiert, auf dich attraktiv? Würdest du Mitglied in einer solchen Organisation werden? Begründe deine Antwort.

3. Aktivitäten für die Jugend ...

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Die FDJ verfügte über eine große Zahl von Klubhäusern und Einrichtungen für Jugendliche, sie besaß eine eigene Reiseagentur "Jugendtourist" und organisierte neben zahllosen politischen Aktivitäten auch kulturelle Veranstaltungen wie das "Pfingstreffen der FDJ" oder das von 1982 bis 1987 abgehaltene Musikfestival "Rock für den Frieden“.

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Urheber: BK1950

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1973-08_Stra%C3%9Fe_nach_Poiana_Brasov,_Reisebus_mit_Jugendtouristgruppe.jpg?uselang=de

Cc4BYSA

Verreisen mit der FDJ-Reiseagentur – das Foto zeigt eine "Jugendtourist"-Reisegruppe in Rumänien, 1973.

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Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-W1115-008 / CC-BY-SA 3.0

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-W1115-008,_Berlin,_Jugendclub_der_FDJ.jpg

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Abhängen im FDJ-Jugendklub – Das Foto (und die nächsten beiden) wurde von der staatlichen Nachrichtenagentur der DDR gemacht. Die Bildunterschrift lautete: "Hinter der Klubbar im Jugendklub in der Greifswalder Straße (Berlin) steht seit kurzem Silvia Wolf. Die 17jährige, sie lernt Sekretärin, will in Kürze im Klub aktiv mitarbeiten. Dem FDJ-Aktiv des Klubs gehören 25 Jugendliche an, die die zahlreichen Veranstaltungen organisieren. In der Regel schenkt Silvia Cola aus. Nur an den Disko-Abenden gibt es Alkohol in Maßen".

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Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-1982-1111-025 / CC-BY-SA 3.0

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-1982-1111-025,_Leipzig,_Messe_der_Meister_von_morgen.jpg?uselang=de

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Schon mal etwas von "Jugend forscht" gehört? Das ist ein bundesweiter Wettbewerb, bei dem sich Jugendliche mit eigenen Forschungsprojekten bewerben und Preise gewinnen können. So etwas gab es auch in der DDR. Es hieß "Messe der Meister von Morgen" und wurde von der FDJ organisiert. Das Foto zeigt diese Messe in Leipzig, 1982.

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Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-1985-0728-021 / Uhlemann, Thomas / CC-BY-SA 3.0

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-1985-0728-021,_Berlin,_Schwimmbad_Siegfriedstra%C3%9Fe,_Sport-_und_Neptunfest.jpg

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Spaß im FDJ-Zeltlager – dieses Foto wurde 1985 gemacht, die Bildunterschrift lautete: "Auf den Namen ´Zahnloser Algenfresser´ wird Janette Klier (r.) beim Sport- und Neptunfest im Schwimmstadion in der Siegfriedstraße getauft. Die Studentin beteiligt sich mit 1 100 Kommilitonen aus Leipzig und Halle am Studentensommer in Berlin und wohnt im FDJ-Zeltlager "IX. Parteitag der SED" in der Herzbergstraße (Berlin-Lichtenberg)."

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In den 1980er Jahren war "Rock für den Frieden" das große Rockfestival der DDR. Veranstalter waren der Zentralrat der FDJ, das Komitee für Unterhaltungskunst der DDR und der Palast der Republik. Offiziell sollte es für Friedenspolitik der DDR begeistern. Jenseits dieser propagandistischen Wirkung war es bei Rockfans ein beliebtes Festival, weil viele bekannte Bands auftraten.

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Veranstaltung
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Ein Ausschnitt des DDR-Fernsehens zum Festival "Rock für den Frieden" 1983. Gespielt wird "Ein Lied für die Menschen" der DDR-Rockgruppe "SILLY". Die Bilder stammen vom Festival und verschiedenen DDR-Friedensdemos.
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Info

Mitmachen oder nicht?

Über den folgenden Link findest du einen Ausschnitt aus einer mdr-Dokumentation, in dem damalige DDR-Musiker über das Festival "Rock für den Frieden" und ihr Verhältnis zu der Veranstaltung sprechen.

4. ... mit staatlichem Auftrag

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In der DDR sollten die Bürger:innen ein Leben lang  – und nicht nur in der Schule – zu "sozialistischen Persönlichkeiten" erzogen werden. Die FDJ wirkte parallel zu Unterricht, Ausbildung oder Studium auf die Jugendlichen ein und war damit Teil des einheitlich organisierten Bildungs- und Erziehungssystems der DDR. Auch sollte sie den Nachwuchs für die Staatspartei SED sichern. Bei der Gründung der FDJ 1946 hieß es noch, sie solle "überparteilich, einig und demokratisch" sein. Aber vertrug sich dieser Anspruch aus den Anfängen mit der späteren Entwicklung der FDJ?

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Quelle

Auszug aus dem Statut der FDJ

I. Ziele und Aufgaben der Freien Deutschen Jugend

Die Freie Deutsche Jugend ist die einheitliche sozialistische Massenorganisation der Jugend der Deutschen Demokratischen Republik. Sie vereint auf freiwilliger Grundlage in ihren Reihen junge Menschen, die gemeinsam mit allen Werktätigen die entwickelte sozialistische Gesellschaft weiter gestalten und so grundsätzliche Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus schaffen. Sie verkörpert die politische Einheit der jungen Generation der DDR. [...]

Die Freie Deutsche Jugend arbeitet unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und betrachtet sich als deren aktiver Helfer und Kampfreserve. Grundlage für die gesamte Tätigkeit sind das Programm und die Beschlüsse der SED. Die Politik der marxistisch-leninistischen Partei der Arbeiterklasse entspricht den grundlegenden Lebensinteressen der Jugend der DDR, gibt ihr Ziel und Inhalt für ein sinnerfülltes glückliches Leben und weist ihr den Weg in die kommunistische Zukunft. Die Freie Deutsche Jugend tritt immer und überall für die Politik der SED ein und hilft mit ganzer Kraft, ihre Beschlüsse zu verwirklichen. [...]

Zentralrat der FDJ (Hg.): Statut der FDJ, Berlin 1988, S. 3

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Aufgabe

Anspruch und Wirklichkeit

  1. Lies dir den Text im Kasten oben durch. Beurteile dann: War die FDJ nach diesem Statut von 1988 noch eine "überparteiliche" Organisation? Begründe deine Antwort.
  2. Ich habe das Gefühl, dass die Autor:innen des Texts oben schon vorhersahen, dass es Kritik an der klaren Ausrichtung der FDJ an der Staatspartei SED geben könnte. Deshalb haben sie diese Ausrichtung als richtig und notwendig begründet. Finde diese Begründung im Text und vollziehe sie in eigenen Worten nach.

5. Freiwillige Mitgliedschaft?

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Die Jugendlichen wurden auf Antrag ab einem Alter von 14 Jahren aufgenommen. Mitglied in der FDJ zu werden war per Statut eine freiwillige Entscheidung. Für diejenigen, die sich jedoch gegen eine Mitgliedschaft entschieden, war eine solche Verweigerung mitunter mit Diskriminierungen und Nachteilen für die schulische oder berufliche Laufbahn verbunden. Für die meisten Jugendlichen in der DDR schien eine Mitgliedschaft in der FDJ wohl einfach "normal", wohingegen eine Nichtmitgliedschaft nur bei starken persönlichen Überzeugungen überhaupt in Betracht gezogen wurde. In den 1960er Jahren war jeder zweite Jugendliche, in den 1980er Jahren waren schon drei von vier Jugendlichen in der FDJ organisiert. Die Mitgliedschaft endete zumeist mit 25 Jahren.

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Der Zeitzeuge Henning Schluss über sein Verhältnis zu Pionieren und FDJ.
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Urheber: Appaloosa

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Blauhemd_FDJ-Hemd_GDR.jpg?uselang=de

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Das sogenannte „Blauhemd“ (auch: FDJ-Hemd oder FDJ-Bluse) war seit 1948 die offizielle Organisationskleidung - und zugleich Erkennungsmerkmal - der Jugendorganisation: Ein Hemd aus blauem Stoff, mit aufgenähten Brusttaschen, Schulterstücken und mit einer golden aufgehenden Sonne am linken Ärmel, dem Emblem der FDJ.

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Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-1985-0521-414 / Schindler, Karl-Heinz / CC-BY-SA 3.0

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-1985-0521-414,_Berlin,_XII._Parlament_der_FDJ.jpg

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Jedes Mitglied der FDJ hatte es zu besonderen Anlässen zu tragen. Das Foto zeigt die Eröffnung des XII. Parlaments der FDJ 1985 im "Palast der Republik" in Ost-Berlin.

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Für manche war es eine Ehre, dieses Hemd zu tragen, für andere eher eine lästige Pflicht. Foto: FDJ-Mitglieder aus Torgau und Leipzig nehmen 1984 am Nationalen Jugendfestival der DDR in Berlin teil.

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Von oben nach unten - der Aufbau der FDJ
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Info

Die Pionierorganisation der DDR

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Archiv Bürgerbewegung Leipzig

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Emblem der Pionierorganisation "Ernst Thälmann"

Die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ war eine politische Massenorganisation für Kinder in der DDR. Sie wurde 1948 unter Leitung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) gegründet. Im Jahr 1952 erhielt sie den Namen „Ernst Thälmann“, benannt nach dem von den Nationalsozialisten 1944 ermordeten früheren KPD-Chef. Als Vorstufe zur Mitgliedschaft in der FDJ war die Pionierorganisation fest im sozialistischen Bildungs- und Erziehungssystem verankert. Am Ende der DDR waren circa 98% aller Schüler:innen Mitglieder bei den Pionieren. Wie bei der FDJ war die Mitgliedschaft formal freiwillig. Jedoch wurde sie von Seiten des Staates und nicht zuletzt auch von vielen Eltern als selbstverständlich betrachtet.

Die Pionierorganisation sollte von Anfang an Einfluss auf die Kinder in der DDR nehmen, um sie im Sinne der sozialistischen Ideologie zu beeinflussen. Dies geschah zum Beispiel bei Fahnenappellen in der Schule und im Rahmen von Pioniernachmittagen, auf denen z.B. Lieder gesungen und die Grundlagen des Sozialismus in spielerischer Form vermittelt wurden. Diese Pioniernachmittage wurden von einem Gruppenrat organisiert, der in jedem Schuljahr neu gewählt wurde und sich aus den beliebtesten und leistungsstärksten Schüler:innen einer Klasse zusammensetzte. Seine Mitglieder sollten als Vorbilder und Vertrauenspersonen für die Mitschüler:innen fungieren.

Der Pionierorganisation war es möglich, eine Vielzahl von Veranstaltungen sowie regelmäßige Freizeitangebote wie Kurse oder AGs für ihre Mitglieder anzubieten. Insgesamt existierten in der DDR etwa 50 Pionierlager sowie knapp 150 Pionierhäuser, in denen die Ferien bzw. die Freizeit verbracht werden konnten. 

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© Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub Foto 029-007-080

Archiv Bürgerbewegung Leipzig / Mahmoud Dabdoub Foto 029-007-080

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Auch Sportveranstaltungen für Kinder, die "Pionierspartakiaden", bei denen Wettkämpfe in allen gängigen Sportarten abgehalten wurden, waren ein wesentlicher Teil der Jugendarbeit der Pionierorganisation. Auf Kritik bei manchen Eltern stießen einige von den Pionieren durchgeführte vormilitärische Übungen, wie z. B. das von der Nationalen Volksarmee (NVA) organisierte "Manöver Schneeflocke“. Dabei handelte es sich um ein militärisches Geländespiel, bei dem die Kinder einen ersten spielerisch-positiven Kontakt zur Armee der DDR bekamen.

Bei allen Veranstaltungen der Pioniere wurde das Kollektiv, also die Gruppe, sehr stark betont. Individualismus des Einzelnen war hier ebenso wenig erwünscht wie in anderen Teilen der DDR-Gesellschaft. Die Pionieruniform steht symbolisch für dieses Ideal des Gleichseins. Sie bestand aus einem weißen Hemd mit blauer Hose für Jungen. Mädchen trugen eine weiße Bluse mit blauem Rock. Dazu wurde stets ein dreieckiges blaues bzw. ab 1973 bei den Thälmann-Pionieren auch rotes Halstuch getragen. Dieses wurde mit einem speziellen Pionierknoten gebunden. Darüber hinaus gab es einen eigenen Pioniergruß. Wenn Pädagog:innen, an die Klasse gerichtet, riefen „Für Frieden und Sozialismus – seid bereit!“, dann antworteten die Kinder wie aus einem Mund mit „Immer bereit!“. Parallel dazu legten die Schüler:innen die rechte innere Handkante entlang des Scheitels. 

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Jungpioniere

Kinder von der 1. bis zur 3. Klasse waren bei den Jungpionieren organisiert. Nach dem Ablegen des "Pionierversprechens" wurden sie feierlich zu Jungpionieren erklärt. Anschließend bekamen sie als Zeichen ihrer Mitgliedschaft das blaue Halstuch. Dieses wurde ihnen von älteren Mitgliedern umgebunden. Es wurde fortan zu besonderen Anlässen zusammen mit Pionierhemd bzw. -bluse getragen. Außerdem bekamen die Kinder einen Pionierausweis, der die sogenannten Pioniergebote enthielt. Darüber hinaus gab es für die Jungpioniere auch eine eigene Zeitschrift, die  "ABC-Zeitung", die einmal monatlich erschien.

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Thälmann-Pioniere

Schüler:innen der 4. bis 7. Klassen konnten Thälmann-Pioniere werden. Der Wechsel von den Jungpionieren zu den Thälmann-Pionieren erfolgte zu Beginn des vierten Schuljahres mit dem Ablegen des sogenannten Pioniergelöbnisses. Außerdem bekamen die Kinder ein Mitgliedsbuch ausgehändigt sowie ein vom Zentralrat der FDJ herausgegebenes Statut, das die sogenannten Pioniergesetze enthielt. Die typische Pionieruniform, die schon von den Jungpionieren zu feierlichen Anlässen getragen wurde, blieb erhalten. Ab 1973 trugen die Thälmann-Pioniere statt des blauen ein rotes Halstuch. Auch die Thälmann-Pioniere hatten eine eigene, wöchentlich erscheinende Zeitung, die "Trommel".

Andreas Parnt, Archiv Bürgerbewegung Leipzig

Abschlussaufgaben: Warum FDJ?

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aus staatlicher Sicht aus jugendlicher Sicht

Aufgabe

Warum FDJ?

  1. Erkläre die FDJ aus Sicht eines DDR-Regierungsvertreters. Nutze dafür Informationen aus dem gesamten Kapitel.
    1. Warum ist eine Organisation wie die FDJ notwendig?
    2. Welche unterschiedlichen Aufgaben hat die FDJ?
    3. Mit welchen Mitteln erfüllt sie diese Aufgaben?
  2. Bleib in deiner Rolle als DDR-Regierungsvertreter:in. Bei einem Empfang bezeichnet ein westdeutscher Journalist dir gegenüber die FDJ als "Spießerladen für staatstreue, karrieregeile Arschkriecher". Entwirf eine Rede, in der du die FDJ gegen diesen Vorwurf verteidigst.

Aufgabe

Warum FDJ?

  1. Stell dir vor, du würdest in der DDR der 1980er Jahre leben, könntest du dir vorstellen, Mitglied der FDJ zu werden? 
    1. Ja? – Dann bearbeite Aufgabe 2.
    2. Nein? – Dann bearbeite Aufgabe 3.
  2. Deine Eltern sind strikt dagegen, du möchtest aber nicht gegen ihren Willen eintreten. Erarbeite einen Vortrag, mit dem du deine Eltern erklärst, warum es für dich richtig und sinnvoll ist, in die FDJ einzutreten.
  3. Deine Eltern drängen dich, in die FDJ einzutreten, um dir Ärger zu ersparen. Du möchtest aber ihre Unterstützung bei deiner Entscheidung gegen die FDJ. Erarbeite einen Vortrag, mit dem du deinen Eltern erklärst, warum du es ablehnst, in die FDJ einzutreten.
aus staatlicher Sicht aus jugendlicher Sicht

6. "Wir wollten doch nur unseren Spaß haben!“ – Jugendkulturen in der DDR

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Jugendliche in Cottbus, Weihnachten 1986
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"Jetzt drück schon ab, uns wird kalt ..." - Jugendliche in Cottbus, 1986

Jugendliche mit Kofferradio, Turnschuhen, Mantel und Lederjacke in Leipzig auf dem Platz der Republik (heute: Willy-Brandt-Platz) vor dem Hauptbahnhof, Mitte der 1980er Jahre.
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"The Harder They Come" - Jugendliche mit Kofferradio vor dem Leipziger Hauptbahnhof, Mitte der 1980er Jahre

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Für die Jugendlichen in der DDR der ganz große Renner: Mopeds aus Suhl und Motorräder aus Zschopau

Jugendliche mit gestylten Haaren und Kassettenrecorder bzw. Kofferradio in der Leipziger Innenstadt, vermutlich an der Wiese zwischen Petersstraße und Thomaskirche, 1985 oder 1986.
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"Haare auf Krawall?" - Jugendliche mit gestylten Haaren und Kassettenrecorder in der Leipziger Innenstadt, 1985/86

Junges Mädchen mit einem Kofferradio in einer Straßenbahn in Dresden, 1986.
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"Nur wenn ich träume, bin ich frei?" - Junges Mädchen mit einem Kofferradio in einer Straßenbahn in Dresden, 1986

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In der DDR hatte das Skatspiel unter den Jugendlichen eine enorme Fan-Gemeinde.

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"Da hat die staatliche 'DDR-Jugendmode' keine Chance ..." – viele Jugendliche in der DDR orientierten sich an den modischen Trends der Jugendkulturen im Westen.

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Vom Kap Arkona bis zum Fichtelberg: "The Kids Just Wanna Have Fun"!

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Wie Du gesehen hast, war die FDJ für Jugendliche allgegenwärtig. Die meisten Jugendlichen arrangierten sich mit den staatlichen Erwartungen an sie. Die einen aus Überzeugung, die anderen, um keine Probleme zu bekommen. Manchen mag die Begrenztheit der DDR nicht besonders aufgefallen sein, einige wurden mit zunehmendem Alter immer gleichgültiger.

Doch in jeder Phase der DDR gab es sie, die freiheitsliebenden jungen Leute, die in ihrer Freizeit einfach „ihr Ding machen“ wollten. Die sich ihre Freiräume nahmen. Die provozierten. Die unangepasst, eigensinnig, anders waren … Um diese Jugendlichen und ihre Wege wird es in den folgenden Kapiteln gehen.